Artgerechte Katzenhaltung in der Wohnung
Immer häufiger werden Katzen nur in der Wohnung gehalten und der Zugang nach draußen ist auf den Balkon beschränkt. Sofern einer vorhanden ist. Katzen werden als einfache und anspruchslose Haustiere angesehen, weshalb oft ihre artspezifischen Bedürfnisse übersehen oder gar ignoriert werden. Die Folgen sind störendes Verhalten und/oder psychische Störungen des Tieres. Zweimal täglich Füttern, Klo reinigen und etwas kuscheln, befriedigt die Ansprüche der Katzen nicht. Es ist nötig, alle Bedürfnisse zu kennen, um den beschränkten Lebensraum damit zu bereichern. Welche Bedürfnisse Katzen von Natur aus haben und wie Sie die erfüllen können, darauf gehe ich in diesem Beitrag ein. Ein weiterer wichtiger Punkt, der den Einstieg in das Thema macht, ist die Frage, welche Katzentypen für die reine Wohnungshaltung geeignet sind und ob man Katzen einzeln oder mit Partnertieren halten soll.
Welche Katzentypen und wie viele?
Rassekatzen sind für das Leben ohne Freilauf besser geeignet, da sie meist seit Generationen ohne Freigang gezüchtet werden. Es liegt ihnen quasi in den Genen Stubentiger zu sein. Unsere europäischen Hauskatzen sind «genetisch» Freigänger und die Haltung ohne Freigang gestaltet sich oft als schwierig. Außerdem sind Katzen mit ruhigem Temperament, die gut auf den Menschen sozialisiert sind, besser zur reinen Wohnungshaltung geeignet als sehr scheue oder gar ängstliche Tiere, die auf den Menschen und neue Situationen mit Verstecken oder sogar Aggressionen reagieren.
Die Stammmutter unserer Hauskatze, die Falbkatze (felis lybica), ist Einzelgänger durch und durch und trifft sich mit anderen Katzen nur zur Paarungszeit oder während der Jungenaufzucht. Unsere Hauskatzen sind fakultativ Einzelgänger. Sie jagen solitär, können aber auch sehr gesellig sein. Das zeigen besonders Straßen- und Bauernhofkatzen, die sich regelmäßig, meist zu festen Zeiten, zu Gruppen mit Hierarchien treffen. Oder Kätzinnen, die sich bei der Brutpflege unterstützen. Besonders gut sozialisierte Katzen, können als Einzeltiere leiden. Am besten wählt man zwei Wurfgeschwister des gleichen Geschlechts. Da Kätzinnen und Kater zu oft unterschiedliches Spielverhalten zeigen und die Kampfspiele der Kater eine Kätzin überfordern können. Ansonsten ist zu achten, dass die Katzen vom Typ gut zueinander passen, denn sie sollen sich bestens miteinander verstehen. Die Einzelhaltung in reiner Wohnungshaltung, soll eine Ausnahme für Katzen sein, die sich überhaupt nicht vergesellschaften lassen.
Bedürfnisse und Bedürfnisbefriedigung
Die Artspezifischen Bedürfnisse sind für alle Katzen gleich und doch gibt es Unterschiede in der Intensität. So ist bei sehr aktiven Rassen wie Bengal oder Abessinier auf sehr viel mehr Klettermöglichkeiten und Auslastung zu sorgen als bei ruhigeren Katzen wie der Ragdoll. Was nicht heißen soll, dass die ruhigeren keine brauchen. Eine Rolle spielen auch noch die individuellen Bedürfnisse der verschiedenen Katzenpersönlichkeiten, die sich gerne in gemeinsamen Ritualen von Katze und Mensch zeigen. Hier gilt es, die eigene Katze gut zu beobachten oder zu kennen. Für die artspezifischen Bedürfnisse gilt:
Exploration und Aussicht
Das Erkunden der Umgebung ist ein Grundbedürfnis einer jeder Katze. Sie sind sehr territoriale Tiere, die viel Zeit damit verbringen, ihr Territorium zu durchstreifen und ihr Revier visuell und geruchlich zu markieren. Mit Duftdrüsen am Kopf, den Pfoten Unterseiten und der Schwanzbasis wird ihr Lebensraum mit Markierungen (Kratzen und Harnmarkierungen) geruchlich und visuell gestaltet. Diese Markierungen geben der Katze Orientierung und Sicherheit. Für den Lebensraum Wohnung bedeutet das, das genug Kratzmöglichkeiten vorhanden sein sollten. Ideale Stellen sind zwischen den Schlaf-, Ruhe-, Fress- und Toilettenplätzen. Zerfetzte Kratzmöglichkeiten, sehen zwar (für uns Menschen) unschön aus, jedoch sind sie für Katzen essentiell (visuelle Markierung). Also nicht sofort ersetzen und auch nicht alle auf einmal. Auch Gesichtsmarkierungen an Möbel- oder Türrahmenecken sollten nicht entfernt werden, schon gar nicht mit einem scharfen Chemiereiniger. Um das Erkundungsverhalten zu befriedigen bietet sich die Möglichkeit zur dritten Dimension an: Kratzbäume, Laufstege, Schränke und Regale mit Schlafplätzen auf der obersten Etage. Sitz- und Liegeplätze an Fenstern bieten Beobachtungsmöglichkeiten. Nehmen Sie regelmäßig von draußen etwas mit, das bietet Katzen etwas Neues, dass sie inspizieren können. Und kaum zu glauben, aber wahr; Katzen ziehen eine Unordentliche Wohnung, einer sterilen Wohnung vor. Lassen Sie also auch regelmäßig etwas wie Kartonschachteln, Papiertragetaschen (Henkel abschneiden) oder ähnliches herumliegen. Das macht das Katzenleben spannend.
Spiel und Jagd
Während Katzen ihre Umgebung erkunden, jagen sie auch sobald sich eine Gelegenheit bietet. Sie sind jedoch keine Hetzjäger, die der Beute nachspringen, sondern pirschen sich möglichst nah an ihre Beute heran, um sie dann mit einem gezielten Sprung zu kriegen. Somit ist die Katze eine Spezialistin für kurze, dafür mehrere Aktivitäten auf den Tag verteilt. Das Spiel zu Hause sollte die Jagd von draußen simulieren, damit die Katze ihr natürliches Jagdverhalten ausleben kann. Für Katzen, die nicht mehr Spielen wollen, habe ich hier ein paar Tipps. Außerdem stärkt regelmäßiges interaktives Spielen die Mensch-Tier-Beziehung.
Ruhe und Schlaf
Zwischen aktiven Phasen wie Erkunden, Spielen, Fressen usw. verbringen Katzen ihre Zeit mit Putzen, Ruhen und Schlafen. Achten Sie auf viele Rückzugsmöglichkeiten und Schlafplätzen mit Sichtschutz in erhöhten Lagen. Stören Sie ihre Katze nicht während sie schläft und nehmen Sie erst Kontakt auf, wenn sie wach ist. Wenn Sie kleine Kinder haben, achten Sie darauf, dass Ihre Katzen einen Ort bekommen, wo sie ihre Ruhe haben können.
Pflege und Ausscheidung
Katzen verwenden sehr viel Zeit für ihre Körperpflege. Stellen, die sie nicht mit ihrer Zunge erreichen, putzen sie mit einem abgeleckten Vorderarm. Die Fellpflege säubert nicht nur und ordnet ihre Haare, sie entfernt auch abgestorbene Haare und Hautpartikel, massiert die Muskeln und regt den Blutkreislauf an. Im Sommer hat das belecken des Fells auch eine kühlende Wirkung. Obwohl unsere Hauskatzen ihr Fell selbständig pflegen, brauchen sie doch ein wenig Unterstützung, besonders wenn sie ein langes Fell haben, krank oder sehr alt sind.
Zum Thema Klomanagement habe ich hier bereits einen Beitrag erfasst.
Ernährung
Katzen ernähren sich draußen von Mäusen, Vögeln, Insekten, kleinen Amphibien und kleinen Reptilien. So fressen sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt. Viele Indoor-Katzen erhalten zwei Mahlzeiten im Napf serviert oder haben 24h Zugang zu Trockenfutter, ohne dafür etwas tun zu müssen. Jedes Tier in «Gefangenschaft» sollte beschäftigt werden und das «erarbeiten» von Nahrung ist eine super Beschäftigung. Bei Trockenfutter gibt es Fummel-Bretter in allen Variationen, die Sie auch leicht selbst basteln können, Futterbälle oder sonstige Intelligenzspielzeuge. Wenn Sie Barfen oder «Nass» füttern, können Sie mehrere kleine Portionen in verschieden Schälchen in der Wohnung verteilt anbieten. Auch eine Leck-Matte (das ist keine Werbung, ich erhalte kein Geld dafür. Dient lediglich als Beispiel) eignet sich gut, damit Katzen mit dem Fressen beschäftigt sind. Wasser sollte Katzen immer zu Verfügung stehen. Bieten Sie Ihrer Katze mehrere Trinkstellen an und platzieren Sie die Wasserquellen nicht bei den Fütterungsstellen.
Fazit
Wie schon erwähnt, ist es wichtig, Katzen in «Gefangenschaft» zu beschäftigen. Sie leben nicht draußen, müssen sich selbst versorgen und um ihr Überleben kämpfen. Alles was Indoor-Katzen brauchen ist meist in Fülle da und sie brauchen nichts zu denken. Langeweile, Unterforderung, Frustration, Depression und die daraus resultierenden Verhaltens-Auffälligkeiten und Störungen können die Folgen sein. Beschäftigungen wie Spiel, Futtererwerben und die Möglichkeit zu Erkunden sind essentiell. Eine weitere Möglichkeit, Katzen geistig auszulasten, bietet das Clickertraining. «Das Clickertraining ist eine besonders gute Möglichkeit, um eine Katze spielerisch zu erziehen, sie Geistig auszulasten und gemeinsam Spaß zu haben.» Dabei Spielt es keine Rolle, ob Sie ihren Katzen ein paar Tricks beibringen oder ein Transport- oder Medicaltraining einüben wollen. Der Weg ist das Ziel. Das Clickern erlernen Sie über Bücher, das Internet oder buchen Sie einen individuellen Workshop bei mir. Ich bringe Ihnen die ganze Basics des Clickertrainings mit Katzen bei, damit Sie anschließend selbständig darauf aufbauen können.
Wenn Sie unsicher sind, ob Sie den Ansprüchen Ihrer Katzen gerecht werden oder Sie bereits eine Verhaltensauffälligkeit/ störendes Verhalten bei Ihrer Katze festgestellt haben, stehe Ihnen gerne im Raum Zürich, Zug, Aargau, Luzern und Schwyz zu Verfügung. Felihelp Kontakt
Um die Lesbarkeit des Textes zu vereinfachen, wurde auf die explizite geschlechterneutrale Schreibweise verzichtet. Hierfür wurde als Vereinfachung stellvertretend für die beiden Geschlechtsformen nur die kürzere männliche Schreibweise angewandt.